Das Herbarium von Leonhart Fuchs, 1543

Die Einführung des wissenschaftlichen Zeichnens, eine neue botanische Zeitalter

Das 16. Jahrhundert ist der Beginn einer neuen Zeitalter im Bereich der Geschichte der Botanik und der ihr gewidmeten Werke. Herbaria oder Kräuterbücher, die Bildbände, in denen die Pflanzen und ihre Heilwirkung beschrieben werden, haben ihren Höhepunkt erreicht und zeugen von dieser Veränderung. 

Zu dieser Zeit wurde die Technik des Holzschnitts vervollkommnet mit dem Bedürfnis der Ärzte und Apotheker, die Pflanzen, die sie erforschten, noch realistischer zu zeichnen. Die stilisierten und symbolischen Abbildungen des Mittelalters wurden zugunsten von strengen, nach der Natur angefertigten Zeichnungen verlassen. Der Hauptaugenmerk liegt dabei auf der Kräuterkunde und der Beobachtung, wobei die Zeichnungen immer präziser und wissenschaftlicher werden, um die Kennzeichnung der Pflanzen, die sie darstellen, zu ermöglichen. 

Leonhart Fuchs (1501-1566), ein deutscher Botaniker und Arzt, veröffentlichte 1542 in Basel De historia stirpium commentarii insignes. Ursprünglich in lateinischer Sprache veröffentlicht, erschien im Jahr 1543 eine deutsche Ausgabe mit dem Titel New Kreüterbuch

Dieses bahnbrechende Werk beschreibt 497 inländischen und exotischen Pflanzen, klassifiziert nach der alphabetischen Anordnung ihrer griechischen Namen. Jede Pflanze ist mit einer vollflächigen Xylographie (die Farbgestaltung für dieses Exemplar) illustriert.

Für die Durchführung dieser Arbeiten verpflichtete Fuchs die Dienste von drei Künstlern : Albrecht Meyer (1510-1561), der die Pflanzen nach der Natur zeichnete, Heinrich Füllmaurer (1500-1548), der die Holzzeichnungen umsetzte und der Strassburger Künstler Veyt Rudolff Speckle (1505-1550), der den Kupferstich anfertigte.

Jeder Bildtafel ist ein Text mit identischen Rubriken zugeordnet, in denen der deutsche, griechische und lateinische Name der Pflanze, ihre Beschreibung, ihr Gebiet und die Blütezeit genannt werden. Seine Wirkung auf das Gemüt des Körpers nach der galenischen Medizin und seine medizinischen Eigenschaften nach verschiedenen Autoren des klassischen Zeitalters werden ebenfalls genannt.

Das Herbarium von Fuchs beschreibt und illustriert dutzende von Pflanzenarten zum ersten Mal getreu, darunter einige, die erst vor kurzem aus Afrika, Amerika und Asien eingeführt wurden.

Die Balsamine (Momordica balsamina L.), eine Pflanze, die in Afrika südlich der Sahara heimisch ist, wird daher in das Buch einbezogen. Diese kletternde Cucurbitaceae mit bitterem Geschmack und medizinischer Verwendung ist mit leuchtend roten Früchten versehen. Die original Bildtafel wurde mit einem der lateinischen Polynome zur Bezeichnung der Pflanze (Pomum Hierosolymitanum - Jerusalemapfel) und mit dem noch heute zur Benennung verwendeten Linnéschen Binom (Momordica balsamina) beschriftet.

Strasbourg, Bibliothèques de l’Université, H 698 (Sammlung BNU - Depot an der Unistra)
Leonhart FUCHS, New Kreüterbuch, Bâle, 1543, in-folio